Ei, da lacht das Texterherz. Über Open PR flattert die Meldung herein: „Wie Sie selbst einen Werbetext schreiben, der verkauft“. Der Witz daran: Der Schnellkurs im attraktiven Plastikschnellhefter kostet läppische 25.- Euro. Das Killerargument „Professor Siegried Vögele vom Deutschen Direktmarketing-Institut sagt, Werbung bestehe zu 90 Prozent aus Handwerk. Und das kann man lernen.“ Leider verrät der Heiße-Luft-Verkäufer nicht, dass das Erlernen des Werbetexterhandwerks mitnichten mittels 34-seitigem Schnellkurs für 25.- Euro zu haben ist. Da hilft auch nicht der Hinweis auf die Geld-zurück-Garantie. Nach gut 10-jähriger Praxis weiß ich: 12 Monate intensives systematisches Lernen müssen Sie als angehender Jungtexter fürs erste Handwerkszeug garantiert investieren. Danach kommen weitere 2 bis 3 Jahre, in denen Sie Ihr neu gelerntes Handwerk im Tagesgeschäft so richtig in der Praxis erproben. Wer denkt es schneller zu können, ist entweder ein Genie, lügt oder überschätzt seine Kompetenz.

Ich schätze mal, niemand ist so blöd, auf so ein dubioses Angebot reinzufallen. Trotzdem ist es ziemlich lustig, auf die Website des Anbieters zu klicken. Dort gibt’s nämlich noch viel mehr heiße Luft, allerdings für stolze 1740.- Euro. Na gut, wer für ein 3-tägiges Seminar (lebe glücklich, sei erfolgreich oder so ähnlich) ausgeben will, soll sich von mir bitte nicht aufhalten lassen. Viel interessanter ist für mich die Werbesprache, mit der er sein Seminar verhökert. Der Stil, die Methode, der lange Atem, die Argumentation, die Dramatik … ei, wenn dahinter nicht der Kompakt-Kurs eines bekannten deutschen Wirtschaftsverlages dahintersteckt. Der kostet beileibe keine 25.- Euro sondern einiges mehr. Ganz nebenbei lehrt dieser, wie man superlange Werbebriefe nach amerikanischen Vorbild schreibt. Oder 10-seitige Killerbriefe, die Vitamine, Potenz- und Nahrungsergänzungsmittel verhökern. Keine Frage, auch dies ist eine Werbekunst für sich. Sie deckt jedoch nur einen Bruchteil des täglichen Brotes eines Werbetexters ab.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Sie nach einer profunden Möglichkeit suchen, den Beruf des Werbetexters zu erlernen, finden Sie hier eine recht ansehnliche Liste seriöser Anbieter. Ergänzend dazu, ein älterer Spiegel-Artikel sowie diese Sammlung von Artikeln und Downloads

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Auftrags-Bloggerin, Produkt- und Blumenfotografin. In ihrer Freizeit gärtnert sie leidenschaftlich gerne und verknüpft ihre Talente in ihren 3 Gartenblogs. In ihrem Blog "Im E-Blätterwald" bloggt sie bereits seit 2003 über Wundersames, Kreatives, Kommunikatives und Menschliches