Glaubt man der Werbung, sollten wir am Muttertag unserer Mama gedenken und möglichst etwas Schönes schenken. Die Süßigkeitenfraktion plädiert für Pralinen, die Floristen für einen üppigen Blumenstrauß. Quer durch alle Branchen lassen sich gewiss nette Geschenke für Mütter finden. Aber werden wir damit den Müttern überhaupt gerecht? Und muss so ein Tag überhaupt sein.
Ich will keine Geschenke zum Muttertag
Meine Mutter hat sich schon vor mehr als 60 Jahren jedes Geschenk zu Muttertag verbeten und mit meinen Kindern habe ich es tatsächlich genauso gehalten. Was gar nicht so leicht umzusetzen war, denn schon im Kindergarten werden die Kleinsten aufs Geschenkebasteln für Mutti gedrillt. Dagegen lässt sich auch wenig sagen. Es sei denn, Mutti wird zum Basteln persönlich in den Kindergarten zitiert. Bei mir ist dieses Thema längst schon durch. Die Kinder sind groß, gebastelt wird schon lange nicht mehr und wenn die Drei mir etwas schenken würden, dann gewiss nicht an diesem speziellen Tag. Sie kennen mich.
Zurück zum Muttertag: Geschenke zu kaufen, ist ja so bequem. Selbst für kleine Budgets lassen sich süße, kitschige, hässliche, praktische und unpraktische Geschenke finden. Besser wäre es jedoch, die echten Wünsche der Mamas zu beachten und unabhängig vom Muttertag, ihr Gutes tun.
Was Mamas brauchen und sich wirklich wünschen, hat nichts mit Kitsch und Muttertags-Brimborium zu tun:
- Mehr Zeit. Ob für sich selbst oder für die Familie sei ihr überlassen. Fest steht: Es sind noch immer die Mütter, die Job, Haushalt und Kinder unter einen Hut bringen müssen und damit nicht selten überfordert sind. Mehr Zeit zu haben, ist heutzutage ein unerhörter Luxus. Ausschlafen – himmlisch. Lecker bekocht werden – superklasse, sofern auch das Aufräumen der Küche dazu gehört.
- Mehr Anerkennung. Was für ein Schlachtruf. Selbstverständlich verdient jede Arbeit, auch die, die dem Allgemeinwohl dient, Familienarbeit gehört dazu, Würdigung und idealerweise auch Bezahlung. Allein: Niemand schert sich darum. Wie wertvoll die Arbeit der Mutter ist, merken Familien erst, wenn Mama ausfällt.
- Mehr Freiheit. Vati fährt auf Geschäftsreise und denkt sich überhaupt nichts dabei. Ob es deswegen zu Hause organisatorische Probleme gibt? Als wären wir in den 1950-Jahren stecken geblieben, geht er davon aus, die Mutter seiner Kinder regelt das Notwendige. Sie tut das auch und damit steht fest: In den letzten 60 Jahren hat sich in der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau fast nichts geändert. Jedenfalls bei uns in Deutschland nicht. In Skandinavien soll das ja inzwischen anders sein, höre ich immer wieder mit großer Freude. Und warte darauf, dass hierzulande doch endlich mal ein gesellschaftliches Wunder passiert. Ich fürchte jedoch: Der gerade heranwachsenden Generation fehlt es dazu dann doch an … ja was denn? Wissen? Intellekt? Bildung? Verantwortung? Soziale Kompetenz? Kaum vorstellbar dass tumbe Bubis und Bushidos sich jemals für etwas anderes interessieren, als für ihr eigenes Wohlbefinden, ihren eigenen Spaß, ihre eigene Karriere und ihr eigenes Geld. Und unsere Gesetze unterstützen sie noch dabei, indem sie Väter aus der Verantwortung entlassen, kaum dass ihr Nachwuchs drei Jahre alt ist. Soll sich Mutti doch darum kümmern und zusehen, wie sie mit dem bisschen Kindesunterhalt einen Kindergartenplatz finanziert. Oder später dann Schule, Hort und was sonst noch dazu gehört. Die Väter sind (vogel-)frei und die Mütter werden mit einem billigen Muttertagsgeschenk abgespeist. Wenn Sie mich fragen: Das ist doch alles ganz großer Mist.
- Mehr Chancen(-Gleichheit) für ihre Kinder. Jeder Schulanfang, jeder Schulausflug, jedes Geburtstagsfest mit Freunden, ja, selbst Nachmittage im Schwimmbad sind für manche Mütter alleine nur schwer zu finanzieren. Und die Hilfen, die der Staat so genannten „armen“ Kindern gewährt, sind doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Familien, die in normalen Monaten „geradeso“ alle Kosten stemmen können, bekommen weder Zuschüsse, noch reicht das Kindergeld für ein normales Kinderleben. Als Mama hätte und würde ich noch immer gerne auf das Kindergeld verzichten, wüsste ich, dass meine Kinder eine adäquate Berufsausbildung bekämen oder – Begabung vorausgesetzt – auch studieren könnten – kostenlos. Schluss mit der halbherzigen „Lehrmittelfreiheit“, die dann doch jede Menge Kosten den Müttern bzw. Eltern aufdrückt. Papiergeld, Kopiergeld, Arbeitsmappen, Arbeitsblätter, Studienfahrten, Schulausflüge und Abschlussfahrten. Und nicht zu vergessen: die kostenlose Fahrt zur Schule, zur Ausbildungsstelle und zur Uni. Damit wäre nicht nur den Müttern und ihren Kindern gedient, sondern unserer Gesellschaft als Ganzes.
Mein Fazit: Muttertag und Vatertag gehören abgeschafft. Statt dessen sollte vielleicht der Familientag gefeiert werden. Ich fürchte nur, den gibt es schon. Nennt sich mal Weihnachten, mal Ostern, mal Pfingsten und deckt fast alle Familienmütter mit viel zu viel Arbeit ein 🙁
PS. Dieser Artikel erschien just vor 7 Jahren zum ersten Mal. Seither hat sich die Welt gedreht aber für die Mütter hat sie sich die Lage noch immer nicht verbessert. Oder sehen Sie das etwa anders?
Gut dass es immer solche Erinnerungen gibt, hätt ihn wohl sonst vergessen. Geschockt hat es mich schon als ich die Überschrift las lol.
also meine mutter war auch immer gegen muttertag, ich werds wenn ich kinder hab mit denen genauso halten – mir ist lieber ich werde einfach so überrascht und nicht gezwungenermaßen weil Muttertag ist 🙂
Ich bin Mutter von 3 erwachsenen Kindern und die Tochter hat selber schon Kinder.Wie meine Kinder kleiner waren, gab es natürlich die gebastelten Geschenke und man darf nicht vergessen, dass die Kinder auch von Kindergarten und Schule auf den tieferen Sinn dieses Tages mit vielerlei Aktivitäten vorbereitet werden. Die Kinder haben dann oft mit so viel Liebe und Ausdauer ihre Werke gemacht und verziert und zeigten so: Mama ich hab dich lieb!
Heute wissen meine Kinder, dass ich keine großartigen Geschenke möchte. Mir ist wichtig dass wir miteinander Zeit verbringen,mitsammen Kaffee trinken, gemeinsam essen oder einen Ausflug machen. Dabei ist der Zeitraum aber nicht auf den Muttertag verpflichtet. Es geht ja nicht um den Tag, sondern um das Beisammensein.Das kann auch eine Woche früher oder später sein.