Es soll ja Menschen geben, die bestellen sich in einem 4-Sterne-Restaurant ein teures Menü und kaum wird serviert, ordern sie Maggi und einen Salzstreuer dazu. Ich kann jeden Koch verstehen, der dann wütend wird weil der Kunde im Begriff ist, sein wunderbar kombiniertes Menü zu ruinieren. Niemand würde es bei einem kostbaren Kunstobjekt wagen, selbst den Pinsel zu schwingen. Doch um nichts anderes geht es, wenn Gäste meinen, mehr vom Kochen zu verstehen, als der Sternekoch.
Als Werbetexterin bleibt man manchmal leider auch nicht vor Kunden verschont, die meinen „so EINFACH schreibt MAN das aber nicht.“ Oder: „Sie können doch keine Website mit einer Frage beginnen“. Oder: „Mein Deutsch war in der Schule immer ganz gut, deshalb weiß ich auch, dass …“
Merke: Wenn Sie eine erfahrene Werbetexterin beauftragen, rechnen Sie bitte damit, dass ihre Webtexte keine leeren Fachwortungetüme und Worthülsen enthalten, sondern lesbare, verständliche Worte und Sätze.
Wenn Sie statt dessen Schuldeutsch oder Beamtendeutsch für Ihre Website haben wollen, fragen Sie bitte Ihre Sekretärin.
Selbst auf die Gefahr hin, zu überraschen: Künstlerische Reklamationen sind tatsächlich bei Werbetexten ausgeschlossen.
Siehe AGB § 8.1 Im Rahmen des Auftrags besteht Gestaltungsfreiheit. Reklamationen hinsichtlich der künstlerischen Gestaltung sind ausgeschlossen. Wünscht der Auftraggeber (…) Änderungen, so hat er die Mehrkosten zu tragen. Der Texter behält den Vergütungsanspruch für bereits begonnene Arbeiten.
Liebe Fiona,
ui, da hat sich aber eine geärgert. Nur: weshalb lese ich verletzte Eitelkeit heraus? Wo sind deine argumentativen Ideen, die dem Kunden die Sicherheit geben, dass es so und nicht anders lesbar sein muss?
Sachlich kann ich dich total verstehen, Korrektur ist ja noch lange kein Neu schreiben zum Nulltarif. Muss mal schauen, ob ich den Passus auch bei mir in den AGB habe …
Kollegiale Grüße,
Simone Laub
Verletzte Eitelkeit? Nun ja. Wenn mir einer frühmorgens am Telefon erklären will, wie ich meinen Beruf zu machen habe, und dass „man“ dieses oder jenes nicht tut, dann werde selbst ich mal sauer.
Dabei habe ich sonst eine Engelsgeduld mit meinen Kunden. Und auch hier habe ich durchaus nachgelegt und erklärt, wieso ich seine Wortungetüme für ungeeignet halte, den Leser anzusprechen.
Aber nein, so ein neu eingesetzter Abteilungsleiter will da eben mal bossen. Und deshalb auch mein Hinweis auf die AGB. Was du nicht weißt: Den Auftrag hat ein anderer Mitarbeiter erteilt und die Infos zum gewünschten Text ebenso. Schätzungsweise sind intern ein paar Infos verloren gegangen.
Du hast jedoch recht: Ich sollte vielleicht an dieser Stelle ein paar Satzbeispiele geben oder zumindest auf die entsprechende Literatur verweisen.